Gestern hatte ich das Privileg, am ersten Tag der Atlantic Convergence 2025 teilzunehmen – auf Einladung von Ivo Ivanov, CEO von DE-CIX, und des Führungsteams von AtlasEdge. Als jemand, der die Entwicklung von Konnektivität, Infrastruktur und Investitionen in der physischen wie digitalen Welt seit Jahren aufmerksam verfolgt, empfand ich diese Veranstaltung als einen entscheidenden Moment. Die Gespräche, die in Lissabon stattfanden, zeigten deutlich, wie sehr der Atlantik zu einem strategischen Raum für Technologie und Daten geworden ist – und wie zentral Portugal heute in diesem globalen Dialog steht.
Die Eröffnungszeremonie, geleitet von Ivo Ivanov, setzte mit seiner typischen Energie und visionären Klarheit den Ton. Jedes Mal, wenn ich ihn auf der Bühne sehe, wird mir bewusst, dass digitale Infrastruktur weit mehr ist als Kabel und Rechenzentren – sie ist ein System aus Menschen, Zusammenarbeit und gemeinsamen Zielen. Zusammen mit anderen Gründer-CEOs und Sandra Maximiano von ANACOM wurden zwei zentrale Fragen diskutiert, die den Rest des Tages prägten: Warum ist die Initiative Atlantic Convergence für jedes Unternehmen von Bedeutung? Und was bedeutet es wirklich, in dieser Ära der Transformation ein Gründer zu sein? Die Antworten machten eine starke gemeinsame Vision deutlich: Der Atlantik ist nicht länger eine Trennung zwischen Kontinenten, sondern ein digitaler Korridor, der Wirtschaften, Innovation und Gesellschaften miteinander verbindet. Er entwickelt sich zu einem lebendigen Ökosystem aus Inklusion, Resilienz und transkontinentaler Kooperation.
Im Laufe des Tages folgte eine Reihe inspirierender Keynotes und Dialoge, die Strategie, Technologie und menschliche Perspektiven miteinander verbanden. Laura Galante, Principal bei WestExec Advisors, bot in ihrer Rede „Converging Forces: The Pan-Atlantic at the Crossroads of Strategy, Security, and Innovation“ eine tiefgehende geopolitische Analyse. Sie zeigte, wie sich Cyberintelligenz, nationale Strategie und technologische Innovation zunehmend überschneiden und dabei nicht nur den globalen Wettbewerb, sondern auch das Konzept der digitalen Souveränität prägen. Ihre Botschaft war komplex, aber dringend: Die digitale Welt ist zugleich Werkzeug und Schlachtfeld und verlangt neue Formen von Governance und Widerstandsfähigkeit.
John Harrington, Executive Vice President für Netzwerk-Infrastruktur bei Nokia, führte das Publikum anschließend in eine zukunftsorientierte Betrachtung, wie künstliche Intelligenz die digitale Infrastruktur über den Atlantik hinweg neu gestaltet. Seine Keynote „The Future of the Internet: Technology Megatrends Shaping the Pan-Atlantic Digital Infrastructure“ zeigte, wie KI exponentielles Wachstum bei Datenverkehr, Konnektivität und Rechenleistung antreibt. Er betonte, dass die nächste Generation von Netzwerkarchitekturen sowohl nachhaltig als auch sicher sein müsse, um den enormen Anforderungen von KI-Ökosystemen gerecht zu werden. Während ich ihm zuhörte, wurde mir klar, dass Rechenzentren, Glasfasernetze und Energienetze die neuen Fundamentbausteine der modernen Wirtschaft geworden sind.
Als Ivo Ivanov mit seiner eigenen Keynote „AI for Everything, Everyone, and Everywhere“ auf die Bühne zurückkehrte, führte er das Publikum zum Kern der digitalen Transformation. Er präsentierte das Konzept des digitalen Konnektivitätsdreiecks – eine Vision, die künstliche Intelligenz, Interkonnektivität und Infrastruktur vereint. Sein Aufruf war klar und eindringlich: Die globale Gemeinschaft der digitalen Infrastruktur solle zusammenarbeiten, um fortschrittliche Intelligenz zugänglich, sicher und gerecht zu machen. Er zeigte, wie AI-IX (AI Exchange)-Plattformen und offene, neutrale Ökosysteme die Zukunft der Konnektivität gestalten werden – von Gesundheitswesen und Mobilität bis hin zu Industrie und Bildung.
Am Nachmittag verlagerte sich der Fokus stärker auf technische und investitionsgetriebene Themen. Zaid Kahn, CEO von Neuron Factory, sprach über den Entwurf KI-fähiger digitaler Infrastrukturen auf beiden Seiten des Atlantiks und hob verteilte Architekturen und Energieeffizienz als Grundlagen nachhaltigen Wachstums hervor. Colman Deegan von Zayo Europe und Vinay Nagpal von der IG Group diskutierten in einem Fireside Talk, wie sich das Investitionsökosystem an die disruptiven Kräfte der künstlichen Intelligenz anpasst. Ihr Gespräch machte deutlich, dass Daten zur neuen Energie der globalen Wirtschaft geworden sind.
Weitere Beiträge vertieften den regionalen Kontext. José Luis Arnau vom Nostrum Data Center bezeichnete die westliche Iberische Halbinsel als das nächste große Hyperscale-Zentrum Europas, da Portugal und Spanien mit ihrer Geografie, erneuerbaren Energien und Konnektivität besondere Vorteile bieten. Fernando Borges de Azevedo von Start Campus beschrieb, wie Sines sich als Europas souveränes KI-Gateway etabliert – angetrieben durch grüne Energie und als Verbindungspunkt zwischen Europa, Afrika und Amerika. Seine Präsentation über den SINES Data Campus fasste treffend zusammen, was ich auch in anderen Märkten beobachte: die Verschmelzung von Immobilien, Energie und digitaler Infrastruktur zu einer einzigen, transformativen Industrie.
Den Abschluss des Tages bildete eine Reflexionsrunde unter der Leitung von Esther Paniagua und Mariana Barbosa, die daran erinnerte, dass diese Geschichte nicht allein von Technologie handelt. Sie handelt von Menschen, Ideen und der Verantwortung, eine digitale Zukunft zu gestalten, die inklusiv und nachhaltig ist. Der Atlantik, einst Symbol der Distanz, ist zur Brücke geworden, auf der unsere digitalen, wirtschaftlichen und menschlichen Zukünfte zusammenlaufen.
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